Ostern macht das Dunkel hell
Kinder aus dem Kirchspiel Wirberg gestalten das österliche Helldunkel mit Kratzpapier
"Traue nicht Deinen Augen
Traue Deinen Ohren nicht
Du siehst Dunkel
Vielleicht ist es Licht."
(Bert Brecht)
Es kommt immer anders, als man denkt.
Ostern 2022 hatten wir uns auch ganz anders erdacht: Keine Masken mehr über lachenden Mündern.
Kein Desinfektionsmittelduft. Kein Absperrband auf Spielflächen. Kein entgrenzendes Home-Office.
Kein zu organisierender und zu vertretender Quarantäne-Ausfall.
Kein Krieg in der Ukraine. Einfach fröhlich und frei sein.
Offenbar lohnt es sich, die persönliche wie gesellschaftliche Situation nicht gleich eindeutig einzuordnen.
In schwarz und weiß.
In „so wird es“ und „so wird es nicht“.
Offenbar lohnt es sich, das Leben zuzulassen.
Gewiss: ein schwarzes Stück Papier ist auch nicht gerade das, was Kindern dieses Jahr noch zum Osterglück gerade noch gefehlt hatte.
Ich ahne, wie enttäuscht manches Kind in unserem Kirchspiel (Wirberg, Reinhardshain, Göbelnrod, Beltershain und Lumda) darüber gewesen sein muss, als es unsere Osterpost geöffnet hatte.
Das Dunkle, das Schwarze der Nacht – es macht Menschen eher Angst, steht es doch eher für Kälte, Ungewissheit und Tod. Nur Licht vermag es, schon Säuglinge anzuziehen.
Wir verbinden damit ja auch Erkenntnis, Schutz und Leben.
Der Umgang mit der Finsternis wie mit dem Licht gehört also zur Ur-Erfahrung des Menschen.
Eine Ur-Erfahrung, die auch die Menschen in der Ostergeschichte machen.
Dass nicht alles vorbei ist, auch wenn alles ganz dunkel ist, ganz anders ist, als man denkt und es sich gewünscht hätte – das haben wir auch dieses Jahr zu Ostern gefeiert.
Denn auch in den Freunden von Jesus ist alles ganz dunkel, wenn sie ihren Freund durch den Tod verlieren.
Und dennoch werden sie, Gott sei Dank, vom Leben überrascht, das alles Dunkel in ihnen wieder in Helles verwandelt.
Und so scheint auch durch das schwarze Papier, durch das Traurige und Dunkle mit ein wenig Kratzen plötzlich bunte Regenbogenfarbe hindurch.
Die Kinder haben nämlich mit einem Holzstäbchen Formen der Geborgenheit, Liebe und Hoffnung in das Schwarze hineingekratzt:
Häuser, Eier, Blumen, Hasen und Schmetterlinge.
Mit unserer kleinen Museumsgalerie reichen wir allen Lesern nachträglich eine österliche Zuversicht nach – für alles, was uns persönlich wie weltweit noch bevorsteht.
„Du siehst Dunkel – vielleicht ist es Licht.“
(C. Neugeborn)
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